Die größte denkbare Gruppe sind Individuen, selbstbestimmte, selbstständige Menschen mit Ansprüchen an Institutionen und an Medien“ – nicht alleine den ORF, „es geht auch um Printmedien, Webmedien“. … „Wer sind denn heute die Vertretungsorgane dieser Zivilgesellschaft? Klubs, Parteien, Vereinigungen für Klima, Umwelt, Wirtschaft? Mit diesem etablierten Institutionenbild kommen wir auf keinen grünen Zweig.“ Und fragt: „Warum gibt es keinen Lehrling, keine Friseurin in dem Gremium? Warum sind im Publikumsrat des ORF vor allem Menschen, die Sendungen klassisch im linearen Fernsehen schauen?“ … Grundfrage bleibe: „Sind diese Gremien überhaupt repräsentativ, ein Kundenrat? Da muss man Komplexität erschließen. Institutionen tendieren heute in der Transformation in eine Zivilgesellschaft, die ihre Autorität infrage stellt, dazu, Wirklichkeit zu reduzieren – und wenn sie sich nicht auf den Punkt bringen lässt, reagieren sie verärgert. Echte Diversität, Vielfalt und Unterschiedlichkeit kostet Zeit und Geld, zahlt sich aber aus – mit einem gerechteren System und einer gerechteren Programmgestaltung.
Wolf Lotter, Mitglied des ORF-Publikumsrats, Standard.at, 10. 5.2022 (online)