Wenn es um Arbeit geht, erwarten wir Bilder von Arbeit, beim Thema Ausbeutung Aufnahmen von Leid. Diese Bilder haben aber ihre Wirkung verloren. In den Betrieben darf man nur unter strengsten Auflagen und nur ganz bestimmte Dinge filmen. Beziehungen zwischen Arbeiterinnen, Vorarbeiterinnen und Chefs kann man nicht bei einer Betriebsführung drehen. Dafür braucht es Zeit, und diese Zeit haben wir bewusst außerhalb der Betriebe verbracht. Es gibt schon viel Bildmaterial im Netz, mit dem Handy gefilmt, von Arbeitern, direkt am Band. Das ist alles da, aber diese Bilder scheinen nichts zu ändern. Man fängt dann nur an zu vergleichen – ist es jetzt schnell genug, schlimm genug, ist es woanders noch schlimmer? Sind acht Menschen im Zimmer zu viele, wären drei okay? Das sind falsche Fragen. Wir wollten Abhängigkeiten und gesellschaftliche Beziehungen zeigen, die sonst nicht zu sehen sind.
Yulia Lokshina, sueddeutsche.de, 24.06.2020 (online)