Um das System zu verändern, muss man in letzter und radikaler Konsequenz gegen seine Regeln verstoßen – und das ist nicht selten ein Verbrechen. Ich will nicht zu Kriminalität aufrufen, aber doch zu Widerspruch und geistigem Widerstand. Weil sich das System, wie fast jedes System, in seiner Fantasielosigkeit und Kleingeistigkeit irgendwann selbst erstickt. In diesem Sinne waren für mich als Autor die vier Jahre Beschäftigung mit Thomas Brasch wichtig und augenöffnend. Man überprüft sich selbst und richtet sich an der Unabhängigkeit, die dieser Mensch gelebt hat, aus. Die nehme ich auch für mich in Anspruch. Ich glaube, das ist heute nicht einfacher als zu DDR-Zeiten.
Thomas Wendrich, berliner-zeitung.de, 02.02.2025 (online)