Letztlich ist jeder Terroranschlag, bei dem der Täter selbst ums Leben kommt, nur ein erweiterter Suizid. Früher wurde in den Medien darüber reißerisch berichtet. Das aber war viel früher. Seit vielen Jahren schreibt der freiwillige Pressekodex eine besondere Zurückhaltung in Fällen von Selbsttötung vor. Um es ganz deutlich zu sagen: Wenn jemand von einer Brücke springt oder sich vor einen fahrenden Zug wirft, berichten die Medien nicht ausführlich über jedes Detail, über die Vorbereitungen und den Antrieb. Und das ist auch gut so.
Wenn wir uns jetzt bewusstmachen, dass Terror meist ein erweiterter Suizid ist, sollten wir uns die Frage stellen, ob wir nicht auch in solchen Fällen zurückhaltender mit der Berichterstattung über Details, Vorbereitungen und Antrieben sein sollten. Die verqueren Begründungen der Terroristen, die letztlich nur unser freiheitliches und demokratisches System zerstören wollen, haben nur bedingte journalistische Relevanz. Ich würde sogar so weit gehen, dass es bei vielen Tätern eher um eine psychische Krise geht – entweder pathologisch oder mit Hilfe einer gruppendynamischen Radikalisierung hervorgerufen und gefördert.
Frank Überall, epdmedien, 34/2018, nicht online