Zitiert: Wie Millionen Menschen für die KI schuften (II)

Milagros Miceli erforscht, was Tech-Unternehmen gerne unter den Teppich kehren: Wie Arbeiter:innen hinter den Kulissen von ChatGPT & Co. schuften, und das für eine Handvoll Dollar. Im Interview erklärt die Forscherin, wie viel menschliche Arbeit hinter der angeblich „künstlichen“ Intelligenz steckt. […] Micelis Forschung zeigt: Die Arbeit von Menschen verschwindet in Zeiten von vermeintlich autonomen KI-Modellen wie DALL-E 2 oder ChatGPT sicher nicht. Hinter den Kulissen leisten Legionen von Menschen die Drecks- und Fleißarbeit, ohne die man solche Technologien gar nicht bauen könnte.

Das passt nicht zur Erzählung von Unternehmen, dass sich mit KI alles wie von selbst erledigt; es passt nicht zur Geschichte vom neuen Zeitalter und dem nächsten großen Ding, das uns demnächst alle in den Ruhestand schicken wird. Die Arbeit dieser Menschen bleibt oft versteckt – zumindest wenn alles nach Plan läuft. […]

Erstens gibt es Plattformen wie Mechanical Turk von Amazon. Sie vermitteln zwischen Unternehmen und Arbeiter:innen. Das ist besonders billig und schnell. Oft wenden sich Unternehmen dorthin zuerst. Wünscht sich ein Unternehmen dann mehr Qualität gibt es externe Dienstleister, sogenannte BPOs. Das steht für „Business Process Outsourcing“. Die sind schon etwas teurer. Und schließlich, wenn ein Unternehmen besondere Expertise benötigt – etwa zur Beschriftung medizinischer Daten –, dann versucht es, die Aufgaben intern zu erledigen. […]

Ich schätze, die Rechenleistung macht etwa 80 Prozent der Kosten aus, die menschliche Arbeitskraft 20 Prozent. Und das Geld für die menschliche Arbeitskraft fließt zu 90 Prozent an die Ingenieur:innen im Silicon Valley, während Arbeiter:innen etwa in Venezuela oder Kenia fast nichts bekommen.

Milagros Miceli, netzpolitik.org, 17.3.2023 (online)

Onlinefilm.org

Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)