Nominierte Produktionen und gar das preisgekrönte Hörspiel erfahren nicht mehr automatisch die Wertschätzung, die sich bei den Autoren auch finanziell durch die Übernahme des Stücks durch die anderen Sender niederschlagen würde. …
Denn es gibt sie, die künstlerisch innovativen, stimmlich und von der Regie überzeugend in Szene gesetzten Stücke, die packenden Themen und die überraschenden Höreindrücke. Ein paar Beispiele können dies schlaglichtartig verdeutlichen. Spot 1 zeigt: Das Hörspiel ist hervorragend geeignet, multiperspektivisch zu erzählen. Spot 2: Das Hörspiel erfindet und erkundet Welten. Spot 3: Das Hörspiel erzählt Geschichte(n). ….
Um noch einmal auf das Hörspiel in Zeiten des Umbruchs zurückzukommen. Die Fragen, auf die der Preisträger durch den Hinweis auf den Offenen Brief der Hörspielautoren abzielte, sind klar: Wird Radiokunst weiterhin wirklich gewollt? Und wird sie von den Verantwortlichen in den Sendeanstalten entsprechend möglich gemacht? Das Feiern anlässlich des 70. Geburtstags des renommiertesten Hörspielpreises darf nicht den Blick darauf verstellen, dass es alarmierende Anzeichen von scheinbar alternativlosen Sparzwängen gibt und dass es bei den öffentlich-rechtlichen Sendern gravierende Verschiebungen gibt hin zu einem Kulturverständnis, das das Unterhaltsame und Leichtkonsumierbare zum Maßstab nimmt.
Kunst im Radio liefert, wenn sie richtig gut ist, aber etwas anderes, nämlich den Wechsel von Perspektiven, das Durchdringen von Komplexität, das Schaffen von Frei- und Denkräumen. Mit Blick auf die derzeitige Podcastisierung scheint es auch ein Bedürfnis des Publikums nach solcher audiophonen Kunst zu geben. Es wird also spannend, zu beobachten und mitzugestalten, wie dies alles zusammengeführt werden kann.
Hans-Ulrich Wagner, medienkorrespondenz.de, 07.09.2021 (online)