Wenn Journalisten die Wirklichkeit verformen und verzerren, um sich ihren Berichtsgegenstand so zurechtzuzimmern, dass er nach ihren Regeln handhabbar ist – wenn ihnen also das Beharren auf den eigenen Regeln und Grundsätzen wichtiger ist, als eine adäquate Abbildung der Wirklichkeit, kann man auch von Hybris sprechen. Wer die Regeln des Journalismus höher einstuft als das, wofür der Journalismus eigentlich da ist, könnte sich mal fragen, warum er den Job eigentlich macht.
Natürlich werden Regeln nicht aufgestellt, damit man sie bei erstbester Gelegenheit wegen vermeintlicher Praxisuntauglichkeit wieder über den Haufen werfen kann. Aber: In allen Bereichen der Politik und des Lebens sollten fundamentale Veränderungen dazu führen, dass man sich überlegt, ob die alten Regeln für den Umgang mit der neuen Wirklichkeit nicht den Veränderungen angepasst werden müssten.
René Martens, MDR Altpapier, 30.10.2024 (online)