Es gibt in Deutschland viele große Konzerne, die teils in der Nazizeit gegründet worden sind oder damals große Teile ihres Vermögens erwirtschaftet haben, und jetzt über ihre Stiftungen in Kunst- und Wissenschaftsförderung involviert sind: die Allianz-Stiftung, die Schering-Stiftung, die VW-Stiftung, die Carl Friedrich von Siemens Stiftung. Kein Mensch fragt, woher das Geld kommt. Kürzlich wurde ich angefragt für eine Jury der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung. Krupp von Bohlen und Halbach wurde als einer der wenigen bei den Nürnberger Prozessen tatsächlich wegen Sklavenarbeit als Kriegsverbrecher verurteilt, mehr als 100.000 Zwangsarbeiter, viele davon KZ-Häftlinge. Dass diese Stiftung normalisiert ist in der deutschen Kunstförderung, finde ich wirklich bedenklich.
Hito Steyerl, sueddeutsche.de, 13.8.2023 (online)