Die analogen Märkte hatten Voraussetzungen, wie zum Beispiel in der Pressedistribution, die es allen Verlagen ermöglicht haben, mit ihren Zeitungen und Zeitschriften diskriminierungsfrei an jedem Ort in Deutschland präsent zu sein. In der digitalen Welt sind wir der schlichten Willkür der digitalen Plattformen komplett ausgeliefert; US-amerikanische oder chinesische Technologieplattformen entscheiden völlig nach eigenem Ermessen über die Sichtbarkeit und Erhältlichkeit von digitaler Presse. Die Marktregeln, die es möglich gemacht haben, dass die Verlage in Deutschland das reichhaltigste Presse- und Medienangebot der Welt geschaffen haben, gelten in der digitalen Welt nicht mehr. […]
2024 wird der internationale Werbemarkt ein Volumen von über einer Billion US-Dollar haben. Über die Hälfte davon landet bei fünf internationalen Megakonzernen – Google, Amazon, Meta, Alibaba und Bytedance. Hunderttausende andere Medien kämpfen um die Krümel, die vom Tisch fallen, wenn die fünf Monopolisten gespeist haben. Wenn die Politik es nicht schafft, diesen Markt so fair und frei zu gestalten, wie die Märkte, aus denen wir kommen, dann legt sie Hand an die Zukunft der freien Presse in der digitalen Welt.
Philipp Welte, faz.net, 12.12.2024 (online)