… wären sie beweglicher und weniger komplex strukturiert. Politische Parteien wären weitgehend oder ganz aus den kontrollierenden Rundfunkgremien raus. Schon damit der schädliche Eindruck gar nicht erst entstehen kann, die Politik würde den Medien reinreden. Die Gremien wären ohnehin anders besetzt, weniger nach Partei- und Religionszugehörigkeit, Vereins- und Verbandsregister. Sie würden eine komplexe Gesellschaft repräsentieren. Genau wie das Programm. Aber im Ernst: Dürfte das dann wirklich schmaler ausfallen, wie es so viele fordern, die sich über die Erhebung einer „Zwangsgebühr“ aufregen?
Selbst in einer idealen Anstaltswelt gäbe es noch Talkshows, die die Zuschauer in Rage versetzen, sogar viel mehr Sendungen, über deren Stil und deren politische Zwischentöne sich viele ärgern. Es würden auch noch viel mehr Dinge schiefgehen, weil alles andere bedeuten würde, dass niemand etwas wagt. …
Ein Rundfunk, der seine Legitimationskrise hinter sich gelassen hat, wäre einer, in dem jeder der 80 Millionen deutschen Programmdirektoren seine Nischen hätte, von denen er sagen kann: „Das ist übrigens meins.“ Und mit Blick auf den Nachbarn: „Aber deins könnte ich auch mal angucken.“ Ist das wirklich so utopisch?“
Klaus Raab, zeit.de, 29.10.2017 (online)