Würde ein Interessent danach fragen, wie sich Kriterien für eine gegenwärtige, gute Berichterstattung, zum Beispiel Informationsgehalt, Aktualität und Partizipationsmöglichkeit auf die Literatur übertragen lassen, wäre eine mögliche Antwort: Debatten und Ereignisse aus dem literarischen Leben diskutieren, Bücher in das Gespräch bringen, Neuerscheinungen in ihren gesellschaftlichen, politischen, ästhetischen und literaturhistorischen Kontexten zeigen, diskursive Formate bespielen und dadurch Vielstimmigkeit erreichen, dass verschiedene Akteure aus dem Literaturpublikum und der Literaturbranche eingebunden werden. Übrigens ermöglichen auch Experten wie Kritiker durch Argumente und Thesen, anregende und gute Gedanken Teilnahme, die Perspektiven öffnen. Von zeitgemäßer Literaturberichterstattung sind die Elemente Diversität, Vielfalt, Partizipationsmöglichkeiten, Anspruch und Unterhaltsamkeit. Rosamunde Pilcher kann zum Beispiel phänomenologisch betrachtet werden, auf ihre Erzähltechniken hin können Netflixserien analysiert werden und von Lady Bitch Ray Hölderlin können Gedichte besprochen werden. Mit Beitraglängen oder mit Formaten hat eine zeitgemäße Literaturberichterstattung nichts zu tun.
Katharina Sophie Hübener, Trends der Zukunft, 20.02.2021 (online)