Zitiert: Zwei Annahmen stehen hinter diesem Abgrenzungsgehabe

Erstens geht man davon aus, ein Autor infiziere sich gleichsam durch Präsenz in einem Medium mit den negativen Eigenschaften, die man dem Medium beilegt. Das ist magisches Kontaktschuld-Denken und nicht ernstzunehmen.

Zweitens unterstellen die „Brandmaurer“: „Taucht jemand bei Zeitung X auf, dann macht er sich die Meinungstendenz dieses Mediums und seiner Leser zu eigen.“ Das Interesse Intellektueller, gerade diejenigen zu erreichen, die ganz anders denken als man selbst, wird verkannt oder missdeutet. […]

Ganze Redaktionen pauschal zu verurteilen, statt dargebrachte Argumente unabhängig vom Sprecher zu prüfen, kommt uns teuer zu stehen: Der Gesichtskreis schrumpft, viele valide Argumente verhallen ungehört und wir verlieren den Kontakt zu andersdenkenden Mitbürgern.

Der letzte Bericht des Ostbeauftragten der Bundesregierung wies denn auch darauf hin, dass überhaupt nur noch 37 Prozent der Deutschen Interesse daran haben, mit Menschen grundsätzlich anderer Auffassung zu diskutieren. Damit wird die Debatte um das Gemeinwohl faktisch breit boykottiert.

Michael Andrick, Telepolis, 28.07.2024 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)