Zwar betonte Ellen Ehni, Chefredakteurin des WDR Fernsehens, am 24. Januar gegenüber dem Online-Portal „Meedia“, es gebe „keine Parallele zwischen Relotius und diesem Fall“. Was in einer Hinsicht stimmt: Die Autorin hat nichts gefälscht – aber sehr wohl Inhalte verfälscht. Wie bei Relotius sollte man auch hier allemal darüber diskutieren, was die enthüllten Einzelfälle über das System aussagen. Wenn die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Ausgabe vom 22.1.2019) über die Nutzung der Plattform komparse.de bei der Produktion von „Ehe aus Vernunft“ schreibt: „Die Journalistin hatte nach vergeblicher Recherche eine Annonce geschrieben“, dann stellt sich beispielsweise die Frage: Welchen Anteil hat der WDR an dem Druck, dem sich die Autorin offenbar ausgesetzt fühlte? Generell gilt: „Wenn Redaktionen sich quotenbringende Themen ausdenken und dann Protagonisten suchen, die zur Geschichte passen, verschwimmen Erwartungen und Realität“, schreibt Kathrin Hollmer in der „Süddeutschen Zeitung“ (Ausgabe vom 25.1.2019). Weiterlesen
Medien müssen sich auch in Frankreich auf schwierige Zeiten gefasst machen, wie im aktuellen Medienbarometer von Kantar bemerkbar wird. Gute zwei Drittel der befragten Franzosen (67 Prozent von 1024 repräsentativ Befragten) gaben in face-to-face-Interviews an, dass sie die Nachrichten „mit großem Interesse“ verfolgen. Das waren 5 Prozent mehr als im Vorjahr. … Nur die Hälfte der Französinnen und Franzosen glauben, was sie im Radio hören. Das Medium gilt seit 1990 als das glaubwürdigste in Frankreich. Genau genommen sind nur 5 Prozent der Überzeugung, „dass sich die Dinge so zugetragen haben, wie es im Radio berichtet wurde“. 45 Prozent gaben an, „dass die Dinge ungefähr so abgelaufen sind (‚à peu près‘), wie es im Radio berichtet wurde“. Weiterlesen
Für einen Magazinbeitrag auf RTL sucht ein Moderator Frauen und Männer, die ihr Konto überzogen haben, „Gage nach Absprache“, für Mütter, „die manchmal im ganz normalen Alltagswahnsinn die Geduld verlieren“, zahlt der Sender 200 Euro pro Familie. Für eine MDR-Reportage wird ein Mieter mit hoher Radonbelastung gesucht, 100 Euro für einen halben Drehtag, für den WDR Protagonisten mit Schilddrüsenüberfunktion und ein „Büromensch mit Schulterschmerz, der in Physiotherapie ist“, Aufwandsentschädigung je „nach Absprache“. Ehni sagt, künftig solle beim WDR der Rechercheweg komplett offengelegt werden. Die Protagonistenakquise will man in vielen Sendern transparent machen, manche führen bereits, teils stichprobenartig, Rohschnittabnahmen durch. Weiterlesen
Die Medien sind in vielen Ländern zu einem Teil des politischen Systems geworden. Es gibt im politischen Journalismus ein Rollenverständnis, das lautet: Wir sind dann objektiv und fair, wenn wir in unserer Berichterstattung stets allen Parteien Platz einräumen. …
Es gibt zwei Probleme mit dieser Haltung. Wenn das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Parteien sinkt, sinkt auch das Vertrauen in die Medien. Das zweite Problem geht auf einen grundlegenden Konstruktionsfehler zurück. Weiterlesen
In der Studie des Bayrischen Rundfunks anläßlich von 25 Jahren BRaktuell aus dem Jahr 2016 wurde festgestellt, dass in Bayern das Publikum stärker als in der Gesamtbevölkerung Deutschlands davon ausgeht, dass die Medien einem vorschreiben, was man denken soll (55… Weiterlesen