Ich kann nicht nachvollziehen, dass es publizistisch richtig sein soll, über den Ukraine-Krieg in der Tagesschau im Schnitt jeden Tag fünf Minuten zu berichten, über den Krieg in Tigray, in dem Schätzungen zufolge bis zu 600.000 Menschen gestorben sind und der damit als „tödlichster Krieg des 21. Jahrhunderts“ gilt, nur 150 Sekunden – pro Jahr. Über die Lage im Jemen, die die Vereinten Nationen als „weltweit schlimmste humanitäre Krise“ einstufen, hat die Tagesschau im Jahr 2022 keinen einzigen Bericht ausgestrahlt. Das kann journalistisch nicht gerechtfertigt sein. Wir dürfen menschliches Leid nicht danach bemessen, wo es sich ereignet. Die Menschen des Globalen Südens müssen ebenso ein Recht haben, in den Nachrichten abgebildet zu werden.
Ladislaus Ludescher, persoenlich.com, 19.10.2023 (online)
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