Es wird immer wieder behauptet, dass sowohl die privaten Fernsehanbieter wie auch die Zeitungsverleger gegen ARD und ZDF kämpfen würden. Dies scheint immer noch zu stimmen, wenn man die Schlagzeilen liest. „Verleger greifen ARD und ZDF von zwei Seiten an“, titeltet am 6. Mai das Handelsblatt. Die EU-Kommission in Brüssel solle prüfen, ob die Zusagen der Bundesrepublik im Zusammenhang mit den Drei-Stufen-Tests korrekt umgesetzt worden seien, forderte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Zeitungsverleger (BDZV), Dietmar Wolff. Unabhängig davon sei damit zu rechnen, dass einzelne Verlage vor deutschen Gerichten gegen bestimmte Online-Angebote von ARD und ZDF klagten.
Doch ist diese Polemik mehr Schein als Sein. Seit einiger Zeit machen Intendanten wie auch führende Zeitungsverleger und Chefs privater Sender darauf aufmerksam, dass ernst zu nehmende Konkurrenz aus dem Ausland in den deutschen Markt drängt. Da wird dann auf Google und Facebook verwiesen, Rupert Murdoch wird erwähnt.
Für Dietrich Leder ist es offensichtlich: ARD und ZDF rüsten auf. Und dies nicht nur im Abwehrkampf gegen die privaten Sender, sondern auch für den Wettbewerb miteinander. So interpretiert er in der Funkkorrespondenz (14/2011) aktuelle Entscheidungen von ARD und ZDF.
„Dass das ZDF beispielsweise die Free-TV-Rechte an der Champions League für drei Jahre kaufte (gültig ab der Saison 2012/13), hat auch damit zu tun, dass das Zweite ein großes Defizit, das sein Programm im Vergleich mit dem Ersten besitzt, ausgleichen will.“ Und die ARD setzt „auf etwas, das wiederum dem ZDF sehr bekannt vorkommen wird – auf regional verortete Krimis. Tatsächlich hatte ja das Zweite Ende der 1990er Jahre sein Vorabendprogramm fast ausschließlich mit dieser Krimisorte bestückt.“
Doch warum tun sie das? Früher gab es die Ansager, die einen durch das Fernsehprogramm führten. Es folgten die Trailer. Mittlerweile haben Programmankündigungen – ob nun direkt oder indirekt – den Weg bis in die Nachrichtensendungen gefunden.
„Es ist das Gefühl, hier stimmt was nicht. Die verarschen mich. Die nehmen mich nicht ernst. Die meinen, ich merke es nicht, wenn sie mir ihre Eigenwerbung unter dem Deckmantel „relevanter“ Beiträge verkaufen. Wenn das Programm plötzlich voller Vertriebener ist, nur weil Die Flucht, der Zweiteiler über die Vertreibung aus Ostpreußen, ein millionenteures Unterfangen ist und die Medienmogulgattin Maria Furtwängler sich kein Quotendesaster erlauben kann“, so Silke Burmeister im Freitag.
„Mitteldeutschland ist eine Region, die viel verbindet: Gemeinsamkeiten gibt es in Geschichte, Identität und Kultur. Sie gelten immer noch als neue Bundesländer. Eine Gemeinsamkeit liegt im Bereich der Medien. Die können Nutznießer und zugleich Transporteure eines mitteldeutschen Gedankens sein.“ So hieß es in der Ankündigung des Panels „Mitteldeutsche Ministerpräsidenten – Medien, Kultur, Identität“.
Nun, es waren keine medienpolitischen Visionen zu hören. Jeder macht seins, und das weiter: Thüringen als Kindermedienland, Sachsen-Anhalt will Halle als Medienstadt ausbauen und Sachsen will dafür sorgen, dass der Rundfunkbeitrag stabil bleibt.
Für Christine Lieberknecht ist das Thüringenjournal des MDR wichtig, da vor allem diejenigen, die politisch informiert sein wollen, dieses Magazin sehen.
ARD und ZDF entwickeln mit Fernsehproduktionsfirmen, insbesondere mit Mitgliedern der Produzentenallianz, eine kommerzielle Onlinevideothek. Es geht um ein zentrales deutsches Programmarchiv im Netz. Damit soll „ein Bollwerk gegen Youtube und andere Videoanbieter im Internet“ errichtet werden, berichtet die FTD. Nutzer können dann gegen Gebühr oder begleitet von Werbung „Qualitätsinhalte aus 60 Jahren deutscher Fernsehgeschichte“ abrufen können, zitiert die FTD ZDF-Intendant Markus Schächter. Für ihn gehe es „um die Perspektive, großes Geld im Video-on-Demand-Bereich zu verdienen.“ Qualitätsinhalte aus 60 Jahren sollen angeboten werden.